Fliegende Festungen: B-17-Bomber im Luftkrieg gegen deutsche Städte - WELT (2024)

Zweiter Weltkrieg Flugzeugabsturz in Connecticut

„Fliegende Festungen“ führten den Luftkrieg gegen deutsche Städte

Der B-17-Weltkriegsbomber, der jetzt in den USA abstürzte, gilt als Symbol für den Sieg im Luftkrieg über Europa. Die ersten Tagesangriffe der strategischen Bomber endeten 1943 allerdings in einer Katastrophe.

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Von Florian Stark

US-Bomber fliegen 1944 erste Tagangriffe auf Berlin

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Nicht umsonst war das historische Flugzeug, das am Mittwoch am Bradley International Airport im US-Bundesstaat Connecticut abgestürzt ist und dabei sieben Menschen in den Tod riss, ein Touristenmagnet. Zum einen existieren von der viermotorigen Maschine des Typs B-17 nur noch ein gutes Dutzend flugtaugliche Exemplare. Vor allem aber ist der Bomber ein Symbol für den erfolgreichen Luftkrieg der USA im Zweiten Weltkrieg. Nicht umsonst wurde seine Bezeichnung „Flying Fortress“ (Fliegende Festung) zum Synonym für alle strategischen Bomber der US Army Air Forces.

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Die Entwicklung der B-17 begann Mitte der 30er-Jahre als landgestützter Fernbomber für Einsätze über dem Meer. Damit war der potenzielle Gegner vor allem das Kaiserreich Japan, das seit 1931 in China eine expansive Politik verfolgte und sich 1935/36 der Londoner Konferenz über eine internationale Beschränkung der Seestreitkräfte verweigert hatte.

Die B-17 verfügte über vier Sternmotoren, die eine maximale Reichweite von rund 7000 Kilometern (ohne Bombenlast) ermöglichten. Spätere Versionen konnten bis zu 5800 Kilogramm Bomben transportieren. Hinzu kam die Munition für bis zu 13 Maschinengewehre, die von einer zehnköpfigen Besatzung bedient wurden. Die maximale Dienstgipfelhöhe von fast 12.000 Metern und die immer weiter verbesserte Panzerung machten die B-17 wahrlich zu einer „Fliegenden Festung“, die für Jagdflugzeuge schwer zu attackieren war. Hinzu kam, dass das Flugzeug auch nach schwerem Beschuss noch flugfähig sein konnte, was es vom B-24 Liberator, dem anderen viermotorigen Bomber der US Army, unterschied.

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Um in so großer Höhe operieren zu können, war die Besatzung mit Sauerstoffgeräten und besonderer Schutzkleidung ausgerüstet. Die Overalls konnten elektrisch beheizt werden, darüber trugen die Flieger Panzerwesten gegen Beschuss und Splitter. Mit einer Spitzengeschwindigkeit von fast 500 Stundenkilometern war die B-17 deutlch schneller als die britische Avro Lancester.

Ab 1940 wurden die ersten Staffeln in Dienst gestellt. Während des japanischen Überfalls auf die US-Pazifikflotte in Pearl Harbor landete eine Gruppe B-17 auf dem Stützpunkt. Obwohl wegen der Überführung noch ungepanzert, hielten die kaiserlichen Piloten gebührenden Abstand von den riesigen Maschinen – die Spannbreite betrug 31 Meter. Beim wenige Stunden später erfolgenden japanischen Angriff auf die Philippinen wurden die dortigen B-17-Maschinen allerdings noch auf dem Boden zerstört.

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Da das japanische Mutterland während des Zweiten Weltkriegs außerhalb der Reichweite der B-17 lag – für den strategischen Luftkrieg im Pazifik wurde die B-29 Superfortress entwickelt – , diente die B-17 vor allem in der Version G als Rückgrat der amerikanischen Bomberverbände in Europa. Von den 12.700 gebauten Maschinen entfielen 8700 auf diese Baureihe. Mit B-17 eröffneten die USA den strategischen Bombenkrieg gegen deutsche Städte.

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Während das Bomber Command der Royal Airforce die Taktik des Feuersturms entwickelte und wegen der deutschen Abwehr auf Nachtangriffe setzte, gingen die US-Planer davon aus, dass die schwer gepanzerte B-17 zu Angriffen bei Tage in der Lage sein würde. Da 1943 noch keine Fernjäger mit ausreichender Reichweite zur Verfügung standen, sollten die Bomber allein und in großer Höhe ins Reichsgebiet eindringen und mit präzisen Zielerfassungsgeräten strategisch wichtige Ziele attackieren.

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Diese Taktik führte zunächst zu schweren Verlusten. Beim Angriff auf die deutschen Kugellagerwerke bei Schweinfurt und die Messerschmitt-Werke in Regensburg gingen im August 1943 von 357 eingesetzten Maschinen 60 verloren, 172 wurden zum Teil schwer beschädigt. Bis zur Einführung der neuen Mustang-Fernjäger musste die strategische Bomberdivision der 8. US-Luftflotte ihre Tagesangriffe einstellen. Ab 1944 legten die Großangriffe der „Fliegenden Festungen“ viele deutsche Städte in Trümmern.

In den Erinnerungen von Piloten werden oft die Flugeigenschaften der B-17 gerühmt, die im Gegensatz zur B-24 oder zur Avro Lancaster selbst unter schwierigen Bedingungen problemlos manövriert werden konnte. Doch das ist durchaus relativ, wie die Geschichte der jetzt bei Windsor Locks abgestürzten Maschine zeigt, die übrigens im Zweiten Weltkrieg nicht mehr im Einsatz gewesen war. Das Flugzeug war bereits 1987 während einer Flugshow nahe Pittsburgh von starkem Seitenwind getroffen worden, der sie abstürzen ließ. Damals kamen keine Menschen ums Leben. Die Ursache für die aktuelle Katastrophe wird noch von Fachleuten zu klären sein.

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